Sonntag, 20. März 2011

Gewissenlose Abzocker

Internetkriminelle nutzen die Katastrophe in Japan, um Spam und falsche Gerüchte zu verbreiten – oder um Leute abzuzocken, die spenden wollen.
„Der Tsunami in Japan hat einen Wal in ein Gebäude geschleudert! Du wirst es nicht glauben – verrückte Bilder!“ Diese Statusmeldung hat sich in den vergangenen Tagen über das Online-Netzwerk Facebook tausendfach verbreitet. Doch wer darauf klickt, landet nicht wie versprochen bei YouTube, sondern verbreitet unfreiwillig Spam – und verseucht sich womöglich den eigenen Rechner mit Viren.

Die Message wird im eigenen Profil veröffentlicht, so dass alle Freunde sie sehen können, und vielleicht auch darauf hereinfallen. Das so genannte„Clickjacking“ ist nicht neu – besonders perfide erscheint es aber angesichts der verheerenden Katastrophe in Japan mit Zehntausenden von Opfern. Die US-Seite „Hoax Slayer“, die Falschmeldungen sammelt, nennt die Urheber solcher Web-Attacken „herzlos“.

Wer auf den Link geklickt hat, sollte umgehend alle entsprechenden Statusmeldungen aus seinem Profil löschen, teilen die Sicherheitsexperten von Sophos mit.

Doch die Kriminellen verbreiten nicht nur Viren. Sie versuchen auch, Menschen abzuzocken, die den japanischen Opfern helfen wollen. Die US-Sicherheitsfirma „Internet Storm Center“ warnt: Allein in den ersten 24 Stunden nach der Katastrophe seien mindestens 350 irreführende Domains mit den Begriffen „Japan, Tsunami oder Erdbeben“ in der Adresse entstanden. Diese wollten zum Teil Spendenwillige hereinlegen: Das gezahlte Geld landet dann auf den Konten von Betrügern. Wer den Opfern helfen will, sollte deshalb unbedingt darauf achten, dass die Organisationen seriös sind und wo das Geld hinfließt.

Zudem wittern offenbar manche skrupellose Menschen ein Geschäft. Die Redaktion von „Zeit Online“ etwa twitterte kürzlich: „Uns wurde heute schon die Domain www.fukushima2011.com zum Kauf angeboten. Der Herr aus Deutschland möchte 250.000 Euro.“

Für Verunsicherung sorgen zahlreiche Falschmeldungen – insbesondere für die Betroffenen ist so etwas schrecklich. Der Name einer Australierin, die sich in Japan aufhielt, tauchte auf einer Vermisstenseite auf – mit dem Hinweis, sie liege tot in einem Krankenhaus. Ihr Vater entdeckte erst nach Stunden, dass seine Tochter lebt und die Meldung über ihren Tod ein Hoax gewesen ist – also eine Falschmeldung. Das genannte Krankenhaus existiert zwar, der angebliche Doktor, der den Tod bestätigte, aber nicht. Laut US-Magazin „Huffington Post“ wurden weitere Menschen Opfer dieses Hoaxes.
Auf den Philippinien sorgte eine tausendfach weiterversendete SMS beinahe für eine Panik, meldet CNN: Es handelte sich um eine angebliche Warnung der britischen BBC, dass die radioaktive Strahlung aus Japan auch die Philippinen betreffe. Die Bevölkerung solle unbedingt Kontakt mit Regen vermeiden, und die Regierung müsse umgehend Schutzmaßnahmen ergreifen.

Viele Internetsurfer nutzen soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter, um sich zu informieren und Anteilnahme zu bekunden. Das nutzen vermeintliche Spaßvögel aus – Opfer sind vor allem Prominente geworden. Schon wenige Stunden nach Erdbeben und Tsunami wurde online gemunkelt, sowohl der Erfinder der populären Pokémon-Spiele als auch der Schöpfer der „Hello Kitty“-Marke seien ums Leben gekommen.

Obwohl beides nicht stimmte und die Firmen von Yuko Yamaguchi und Satoshi Tjiri alles umgehend dementierten, verbreiteten sich die Gerüchte viral mit rasender Geschwindigkeit – „Pokémon“ war sogar kurze Zeit eines der meistgenutzten Schlagwörter bei Twitter. Sogar heute noch schreiben Fans: „Oh nein, stimmt es, dass der Pokémon-Erfinder gestorben ist?“

Quelle: www.focus.de

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