Donnerstag, 10. März 2011

Code für die Welt - GeoHot

Wie ein Rapper sieht er nicht aus, dieser blasse Junge mit dem Kapuzenpulli, der im Drehstuhl vor seiner Webcam hockt. Eher wie einer, der auf seinem Keyboard Melodien aus "World of Warcraft" nachklimpert. Aber George Hotz gibt die Ghetto-Größe: Kopfnickend, stuhlwippend, ärmchenrudernd schleudert er dem Zuschauer 54 Sekunden Sprechgesang entgegen.



Das Youtube-Video ist eine Kampfansage an Sony. "Ihr legt euch mit dem Kerl an, der den Schlüssel zu eurem Safe besitzt", droht der 21-Jährige dem japanischen Konzern. Der hat Hotz verklagt, weil er Sonys Playstation 3 (PS3) gehackt hat. Nicht, um den Kopierschutz teurer Spiele zu umgehen. Sondern um eigene Programme auf der Konsole laufen zu lassen.

"Homebrew" heißen solche Anwendungen, mit denen Programmierer neue Funktionen aus den schicken Boliden der Unterhaltungsindustrie herauskitzeln. Nicht nur Sony, auch Apple und Microsoft haben solche eigenwilligen Fangemeinden. Beim Windows-Konzern regt vor allem die 3-D-Kamera Kinect die Bastelwut an. Statt brav damit Spiele auf der Xbox durch Körperbewegungen zu steuern, bauen Programmierer daraus alles Mögliche, vom Sexspielzeug bis zum Sinnesorgan für Forschungsroboter.

Der Playstation-Hacker Hotz alias Geohot gehört zu den Größen dieser Szene: 2007 knackte der damals 17-Jährige den Sim-Lock des iPhones, um die Bindung an Apples Mobilfunkpartner AT&T zu umgehen. Auf Youtube veröffentlichte er anschließend eine detaillierte Anleitung.

Jeder solle seine Geräte so verwenden, wie er es für richtig hält, findet Hotz:. "Wenn ich mein iPhone bezahle, gehört es mir, und ich kann es entsperren, zerstören, hacken", schreibt er auf seiner Internetseite.
Für all das nur ein lausiges T-Shirt

Seit 2009 arbeitete der Hacker an der Entschlüsselung des Playstation-3-Systems. Erste Erfolge konterte Sony mit Software-Updates. Anfang 2011 präsentierte Hotz dann auf seiner Website einen siebenzeiligen Code, mit dem sich nicht lizenzierte Programme so signieren lassen, dass sie von der PS3 ausgeführt werden.


Sony reagierte prompt. Vor einem Gericht in San Francisco erhob der Konzern Anklage gegen Hotz in acht Fällen, unter anderem wegen Verletzung der Urheberrechte. Außerdem hat Sony gerade vor Gericht Zugriff auf Informationen über die Besucher von Geohots Website erzwungen.

In der TV-Sendung "The Loop" wehrte sich Hotz gegen die Vorwürfe: "Ich unterstütze keine Datenpiraterie", sagt er. "Bei der Entwicklung meines Jailbreaks habe ich darauf geachtet, dass sich nur Homebrew-Programme und keine Raubkopien abspielen lassen." Hotz fühlt sich im Recht - immerhin ist es legal, die Sim-Lock-Sperre zu umgehen: "Es ist okay, das eigene Handy zu hacken, warum also nicht die PS3?"
Microsoft – überraschend entspannt

Ganz ähnlich sieht das auch Sonys Konkurrent auf dem Spielekonsolenmarkt: Microsoft. Ausgerechnet der als eher spaßbefreit geltende Konzern bekämpft die Homebrew-Szene nicht, sondern schmückt sich inzwischen mit ihr. Nachdem er die Kinect-Entschlüsseler zunächst nur tolerierte, will er ihnen nun kostenlose Programmierwerkzeuge zur Verfügung stellen. Hacker, die Microsofts neues Handybetriebssystem knackten, bekamen bei einem Treffen Hemden mit der Aufschrift "I was the first to jailbreak Windows Phone 7 and all I got was this lousy t-shirt".

Auch den Fall George Hotz nutzt der Konzern für die Eigen-PR: Man werde Hotz gerne ein Windows-Handy zuschicken, twitterte Microsoft-Mitarbeiter Brandon Watson.

Hotz indes scheint bereits reichlich Gönner zu haben: Inzwischen habe er genug Spenden gesammelt, um seine Anwälte bezahlen zu können, schreibt er auf seiner Website.

Quelle: www.stern.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen